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Personen der Ortsgeschichte

Alexander Giertz  -  Pfarrer und Chronist
Hermann Woyack  -  Maler und Chronist
Hans Joachim Riegenring  -  Dichter und Journalist



Alexander Giertz in Memoriam
Dr. Holger Krahnke

Alexander Giertz wurde am 14. Juli 1860 in Berlin geboren. Er besuchte das Humboldt - Gymnasium seiner Vaterstadt, wo er auch studierte. Nachdem er die theologischen Prüfungen bestanden hatte, wurde er am 29. 09. 1889 in St. Nikolai zu Berlin ordiniert. Daraufhin fand er in Cottbus als Hilfsprediger an der Oberkirche und als Garnisonhilfsprediger Verwendung, kam dann als Oberpfarr-Verweser ¾ Jahr nach Bobersberg und traf am 12. 10. 1890 in Petershagen ein.
Die Einrichtung der fundierten Hilfspredigerstelle in Petershagen hat eine längere Vorgeschichte:
Aus praktischen Gründen legte das Kgl. Konsistorium durch Verfügung vom 19. 5. 1889 Petershagen und Eggersdorf, die seit 1666 zur Superintendantur Strausberg gehörten, der Superintendantur Berlin-Land I zu, unter der die eigentliche Parochie Fredersdorf schon lange stand. Die Pfarrstellen von Fredersdorf und Petershagen wurden seit langem in Personalunion verwaltet. Als aber im Jahre 1890 der Pfarrer Friedrich Eduard Paul Hosemann Pastor in Fredersdorf wurde, musste er sich zuvor damit einverstanden erklären, dass die Pfarre Petershagen und das dazugehörige Einkommen in Höhe von 2131 Mark abgetrennt wurden und „die vorgenannten Pfarreinkünfte nach Abzug des auf sie entfallenden Anteils an der Pfründenabgabe zur Besoldung eines in der Parochie Fredersdorf anzustellenden Hilfsgeistlichen verwendet werden.”
Die angekündigte Hilfspredigerstelle wurde am 12. 10. 1890 Tatsache und nach der Einführung des Pfarrers Hosemann unser Alexander Giertz als „fundirter Hülfsprediger” mit dem Wohnsitz in der mater conjuncta Petershagen eingewiesen. Auch wurde ihm insbesondere die Seelsorge der alten Parochie Petershagen sowie deren sonstige dienstliche Verwaltung aufgegeben. Die Besonderheiten seiner Position hat Giertz ausführlich beschrieben und zwischen den Zeilen beklagt:
Die Stellung eines „fundirten” Hülfspredigers ist eine Art Mittelding zwischen der eines Pfarrers und der eines Hilfspredigers. Der „Fundirte” ist nicht der Hilfsprediger des Pfarrers, sondern der Parochie; im Gegensatz zum Hülfsprediger hat er beschließende (nicht bloß beratende) Stimme in den Sitzungen der kirchl. Körperschaften und für die seiner ihm zugewiesenen Dörfer sogar den Vorsitz, wenn der Pfarrer nicht erscheint. Er bezieht das Pfarreinkommen seiner Gemeinde, muß davon auch die Pfründenabgabe (hier acht Jahre hindurch jährlich 586 M) abgeben, für die er einzustehen hat, auch wenn die Pfarreinnahmen (z.B. durch ungünstige Neuverpachtung von Pfarrgrundstücken) heruntergehen. Neigt sich in allen diesen Beziehungen das Zünglein der Waage für ihn zur Stellung eines Pfarrers hin, so ist er andererseits doch bloß Hülfsprediger, nicht ordnungsmäßig berufen und nicht eingeführt, nicht fest angestellt und daher auch nicht pensionsberechtigt, hat keine Dienstwohnung bzw. Geldentschädigung.
Alexander Giertz verwaltete die fundierte Hilfspredigerstelle Petershagen 8 Jahre 8 Monate und 18 Tage. Fast während dieser ganzen Zeit wohnte er bei dem Kossäten Richard Bugge hieselbst und lernte, auf diese Weise in dauernden und engen Verkehr mit den Einwohnern unserer beiden Orte gezogen, den Charakter des märkischen Landmannes kennen wie auch sein Vertrauen zu finden, davon manche Seite seines Werkes Zeugnis ablegt. Nachdem schon 1897 die Einnahmen der fundierten Hilfspredigerstelle durch den Verkauf des immer pachtgeringer werdenden Petershagener Pfarrackers große Verbesserung erfahren, wurde mit dem 1. Juli 1899 die alte Pfarre Petershagen-Eggersdorf unter Aufhebung des Rezesses von 1827 wieder hergestellt und er somit von selbst (vom 1. Juli 1899 bis 6. Jan. 1900) zum Pfarrverweser Alexander Giertz. Wohl mit Rücksicht auf seine fast neunjährige Dienstleistung als fundierter Hilfsprediger hierselbst wurde er durch die Kirchenbehörde ohne Kirche zur Probe aufgestellt (Predigttext: 1. Petri 2, 5 – 10).
Seit dem 7. Januar 1900 war er Pfarrer Alexander Giertz. An diesem Tag wurde er durch den vorgeordneten Superintendenten Hosemann (Text: 2 Cor. 4,5) unter Assistenz der Pfarrer Babick (Klein Schönebeck) und Siegel (Neuenhagen) eingeführt. Der Eingeführte hatte sich 2 Kor. 5,20 zum Text gewählt. In ergreifenden Worten schildert Giertz, welche Empfindungen ihn bewegten:
Dieser Tag seines an sog. Freuden nicht allzureichen Erdenwallens wird ihm zeitlebens unvergessen sein. Wenn ihn die Fahnen auf den Dächern schon als Ortsfest andeuteten, wenn unser Gesangverein unter des sel. Fränz Leitung im Gotteshause mit der großen Doxologie und dem 96. und 98. Psalm die weihevolle Feier des Einführenden festlich tragen half, so bewies das große gemeinsame Festmahl im Schubert’schen Lokale, auch hier von den Liedern des Gesangvereins geleitet, in seiner allgemeinen Stimmung: Ende gut, alles gut! Im Herzen des Eingeführten aber bezog sich dieses Sprüchlein nicht blos auf den festlichen Tag selber, sondern auch auf den Abschluß neunjährigen Harrens
Weit entfernt sich auszuruhen, machte sich Alexander Giertz nun an die Abfassung der Ortschronik In Zusammenarbeit mit dem zu diesem Zweck eigens gegründeten „Verein für Heimatkunde zu Petershagen und Eggersdorf“, der Berliner Brandenburgia und vielen anderen entstand ein stattliches, wenn auch etwas unhandliches Buch von mehr als 1200 Seiten. Der Druck der Auflage von 200 Exemplaren wurde vom Heimatverein und aus Giertz’ eigenem Vermögen bezahlt. Diese umfangreichen „Bausteine zu einer Geschichte des Barnim sowie seiner Dörfer Petershagen und Eggersdorf nach den Quellen. Drei Teile. Mit 59 Abbildungen und Urkundenabdrücken” bilden sein historisches Hauptwerk. Einen Nachdruck der Originalausgabe von 1901 - 1905 kann man bei der Gemeindeverwaltung Petershagen/Eggersdorf käuflich erwerben.
Anschließend verfaßte Alexander Giertz noch ein weiteres Büchlein, nämlich die „Chronik der Gemeinde Weißensee bei Berlin. Mit Abbildungen und Urkundenabdrücken” (Weißensee bei Berlin: Verlag der Gemeinde 1905-06). Und noch kurz vor seinem Tod führte er eine groß angelegte Arbeit über die Städte Strausberg und Altlandsberg zu Ende. Das Manuskript, gleichsam sein literarisches Vermächtnis, blieb ungedruckt und heute wohl endgültig verschollen.
„Diese wissenschaftliche Seite seines Erdenwallens” wurde häufiger vom Dienst mit der Waffe unterbrochen, so bei den Gardefüsilieren (Unteroffizier), beim 46. und 50. Infanterie-Regiment. (Offiziersaspirant Vizefeldwebel). Infolge der Ordination trat er zum Sanitäts-Corps über und wurde nach bestandener Prüfung seit 1891 für den Kriegsfall zum Feldlazarettpfarrer bestimmt.
Sein Vater war im Oktober 1903 gestorben. Er selbst wurde am 5. Januar 1910 von einer schweren Krankheit erlöst. Zusammen mit seiner Ehefrau Johanna Julie Flora geb. Koch aus Berlin (die Ehe blieb kinderlos) liegt er auf dem alten Friedhof bei der Kirche in Petershagen begraben. In Erinnerung an seine Zugehörigkeit zum “Maikäferregiment” wurde auf dem Grabstein ein solcher angebracht. Inzwischen ist er abgebrochen oder verwittert, jedenfalls nicht mehr sichtbar.
Nicht nur bei seinen Pfarrkindern, sondern auch bei seinen vielen auswärtigen Freunden war Giertz’ Gefälligkeit und Zuvorkommenheit geradezu sprichwörtlich. Unermüdlich in seiner Arbeitskraft war er stets bereit, sich für andere in die Schanze zu schlagen. Der Gemeinde war er ein trefflicher Berater in nahezu allen Lebensnöten. Allzeit fröhlich bei der Arbeit, geduldig im Leid zeichnete ihn ein vornehmer, lauterer Charakter aus. Seine umfassenden und eingehenden Forschungen auf dem Gebiet der Geschichte des Barnim sichern ihm eine dauernde Bedeutung.

Quellen:
Strausberger Zeitung (Strausberger Wochenblatt) Jg. 1910, Nr. 7, Sonntag 9.1.1910
 Nachruf von „O. Blg.” auf „Pastor Alexander Giertz” im „Kalender für den Kreis Ober- Barnim“
 (6. Jahrgang, Potsdam 1913, S. 61/62) mit einer Fotografie des Toten



Hermann Woyack
16.06.1884 – 24.07.1972
Ingrid Potschkat 

 Aufmerksamkeit verdient ein alter Freund.
 (Schiller)

Zeichnung des Petershagener Chronisten
und Kunstmalers Hermann Woyack



Der Verein für Heimatkunde zu Petershagen und Eggersdorf hat sich zur Aufgabe gemacht, das Leben und Wirken von Hermann Woyack zu würdigen und die Nachwelt über sein Leben und seine Arbeit zu informieren.
Hermann Woyacks Wirken war eng mit seiner Heimatgemeinde verbunden.
Kurz nach der Gründung des Heimatvereines wurde von Herrn Parduhn der Vorschlag gemacht, in der Gemeinde eine Straße nach ihm zu benennen. Die Gemeindevertretung griff den Antrag auf und beschloss einstimmig einer Erschließungsstraße im Bereich des Bebauungsplanes „Florastraße“ den Namen des Malers zu geben.
Die Vernissage in der Förster-Klause zu Ehren von Hermann Woyack wurde freundlicherweise durch Leihgaben ermöglicht, wofür wir uns herzlich bedanken.
Geboren wurde er am 16. Juni 1884 in Berlin. Durch einen Unfall in seiner Kindheit verlor er seinen rechten Arm, was später seinen Lebensweg beeinflusste. Der Unfallverursacher ermöglichte ihm eine Ausbildung zum Kunstmaler.
Erst gegen 1930 verlegte er seinen Wohnsitz mit seiner Frau nach Petershagen, wo er sein Atelier in der Hennickendorfer Str. (heute Wilhelm-Pieck-Str.) hatte.
Als Kunstmaler widmete er sich der Petershagener Landschaft, entdeckte neue Motive und beschäftigte sich mit der Chronik von A. Giertz.
Für Woyack war es ein Bedürfnis, den Menschen, vor allem den Schülern, die Heimatgeschichte nahe zu bringen. So bemalte er auch die Wände der heutigen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe (ehemals Frédéric-Joliot-Curie-Oberschule) mit heimatkundlichen Motiven. Die Wandmalereien sind inzwischen übermalt.
Nach 1945 wurde von ihm mit Gleichgesinnten das kulturelle Leben beeinflusst, So entstanden eine Chorgemeinschaft und eine Theatergruppe. 1946/47 und 1948 wirkte er aktiv bei der Gestaltung der Kunst- und Gewerbemesse in Petershagen mit.
Woyack hielt in vielen Bildern das Leben seines Heimatortes fest und erteilte Malunterricht für Jung und Alt. Es bereitet ihm Freude, wenn Kinder sich für seine Malerei interessierten. Noch heute gibt es viele Bürger in unserer Gemeinde, die sich noch an seine Lehrtätigkeit erinnern.
Am 24. Juli 1972 starb Hermann Woyack im Alter von 88 Jahren in Petershagen, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.


Hans-Joachim Riegenring in Memoriam 
Satiriker mit Nachsicht für kleine Schwächen
Zum Tod des Eulenspiegel-Autors Hans-Joachim Riegenring
Jens Seil und Ingrid Feix

Es gibt Namen, die stehen in keinem Lexikon; und doch sagen sie einem mehr als mancher dort verewigte. Für Leser der Märkischen Oderzeitung ist es garantiert der Name Hans-Joachim Riegenring. Schließlich hat der Satiriker und Feuilletonist für bemerkenswerten Lesestoff gesorgt, zum Beispiel für das 2001er MOZ- Sommerkrimi- Rätsel. Und mit solchen Sätzen hat er uns natürlich gleich eingefangen: „Das ist wieder mal so eine Geschichte, die ich selbst kaum glauben würde, würde ich sie nicht selbst erzählen."
Am 10.Januar hat Hans-Joachim Riegenring seine spitze Feder für immer aus der Hand gelegt. Der 77-Jährige erlag einer heimtückischen Krankheit. Seine enorme Produktivität hielt bis kurz vor seinem Tode an. Noch für die jüngste Weihnachtsausgabe hatte er der Märkischen Oderzeitung seine alljährliche Heiligabend-Satire zugesagt. Seine Handschrift trägt auch das „Doppeldorf", eine Monatsbroschüre der Gemeinde Petershagen- Eggersdorf. Hier lebte er mit seiner Frau Katharina und brachte sich nicht nur als Chronist, sondern auch als „Aktivposten des Kulturlebens" mit literarisch- musikalischen Veranstaltungen ein. Denn Riegenring war nicht nur ein Schreiber, sondern auch ein begabter Pianist.
Als Satiriker schrieb er über Adventsüberraschung und Osterhasenkomplott, und er schickte an die Redaktion einen Brief, weil er sein ganzes Telefongeld beim Ausprobieren der preisgünstigsten Telefonverbindung verbraucht hatte. Seine Spurensuche der Gartenzwergmafia in Petershagen- Eggersdorf ist umwerfend und komisch zugleich. Gut tat, wenn man mit ihm über Alltagsprobleme und Missgeschicke lachen konnte.
Geboren wurde Riegenring am 21. März 1924 als Berliner Pflanze, lebte aber seit 1930 zunächst in Eggersdorf, dann in Petershagen, die inzwischen beide ein Doppeldorf bilden. In den 50er Jahren studierte er Musik am Westberliner Konservatorium. Nebenbei reporterte er, um Geld zu verdienen, zunächst für den „Nachtexpress", ab 1955 schrieb er für das Satireblatt „Eulenspiegel". Da er nach dem Studium nicht als dritter Kapellmeister in der Provinz sein Leben fristen wollte und auch schon mit der Schreiberei Erfolg hatte, blieb er dabei. Er probierte allerlei aus, verfasste Drehbücher und Kurz­geschichten, Chansons und Bühnenstücke.
Mit der Wende brachen auch für ihn, der fast unbemerkt einer der bedeutenden Alltagshumoristen der DDR geworden war, viele Veröffentlichungsmöglichkeiten weg. Seinem Naturell entsprechend, schrieb er so manchen Text darüber. Aber nicht nur das, er blieb weiter am aktuellen Geschehen dran. 1990 wurde er Chefredakteur der Dorfzeitung „Das Doppeldorf" in Petershagen- Eggersdorf und machte das örtliche Amtsblatt zu einem Renner.
Auch das aktive Kulturleben der Region bestimmte er maßgeblich mit, gestaltete viele Lesungen und literarische Abende und setzte sich als Gründungsmitglied und Initiator des Ost-West-Klubs für die Beseitigung der noch immer in den Köpfen existierenden Mauer ein. Nicht umsonst verlieh ihm der Märkische Kulturbund Strausberg die Ehrenmitgliedschaft.
Nicht nur in seinem Heimatort galt Riegenring als Unikum, ein Spaßvogel, der sich gern mit den Leuten unterhielt, der aus allen Situationen eine Geschichte zum lauthals Lachen oder wenigstens zum Schmunzeln machen konnte. Die starke Wirkung, die Riegenrings satirische Kritik erzielte, begründet sich nicht zuletzt in der Abwesenheit jeglicher Häme und der weisen Nachsicht für menschliche Schwächen, die er oft mit überraschender Offenheit zu geißeln wusste. Als Schreiber des „Doppeldorfs" war er nicht nur Chronist, sondern auch Ratgeber für die Bürgermeisterin Katja Wolle. Sie hatte ihn noch am Tag vor seinem Tod am Krankenbett besucht. „Ich habe einen guten Freund verloren", sagt sie. „Er war ein fas­zinierender Mensch, als Schriftsteller ein absoluter Profi und sehr interessiert an seiner Gemeinde. Ich habe viel von ihm gelernt."
1999 erhielt Riegenring für sein Lebenswerk als erster den Brandenburgischen Satirikerpreis, eine rotgefärbte „spitze Adlerfeder". Sein Lebenswerk war noch längst nicht abge­schlossen. Er schlug sich zum Gaudi seiner Leser weiterhin mit den neuesten Errungenschaften der Zivilisation her­um, nachzulesen zum Beispiel im Geschichtenband „Das Mädchen aus der Dose", der 2001 im Neuenhagener Findling- Verlag erschien. Eine Fortsetzung wird es nun nicht mehr geben.

Quellen:
Jens Sell und Ingrid Feix, mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Oderzeitung, 12./13. Januar 2002, wiederabgedruckt in „Das Doppeldorf“ Februar 2002.